Kölner Tauforte - Ein Projekt von Studierenden des Seminars "Artefakte der Initiation"
Kölner Orte religiöser Initiation selbst entdecken
In Köln sind viele Orte religiöser Initiation und Reinigung zu finden, dazu zählen Tauforte in christlichen Kirchen und die Kölner Mikwe, als Ort ritueller Reinigung im Judentum. Doch was sind das für Orte und welche Bedeutung haben diese in historischen, religiösen und gesellschaftlichen Kontexten? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein Seminar am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln unter der Überschrift „Artefakte der Initiation - Bildmedien der Taufe im Spannungsfeld von Ort, Ritual und Gemeinschaft“, das im Zusammenhang einer Tagung mit dem gleichem Thema veranstaltet wurde. Die Tauforte sind nicht nur Teil religiöser Initiation, sondern auch gesellschaftlichen Zusammenlebens. Sie erzählen die Geschichte einer Stadt aus ihrer Perspektive und prägen in Köln an zahlreichen Orten das Stadtbild. Im Zuge des Seminars haben die Seminarteilnehmer*innen gemeinsam eine Tour gestaltet, mit der jede*r diese Orte in Köln entdecken kann. Im Rahmen dieser Tour haben Sie die Möglichkeit Einblicke in die architektonische, bildhafte und skulpturale Gestaltung der Taufe zu erhalten. Zu den auf der Karte markierten Orten finden Sie hier kurze Audiobeiträge und die diesen zugrunde liegenden Texte, die näher auf religiöse Aspekte, historische Kontexte und architektonische Besonderheiten eingehen.
Audiodateien
Der Audioguide rund um das Thema Taufe
Audiobeiträge zu:
Taufsakrament
Die Taufe in der Bibel
Der Taufritus im Frühchristentum im Mittelalter
Der römisch-katholische Taufritus in der Neuzeit
Die protestantischen Taufriten
Dombaptisterium - Geschichte
Dombaptisterium - Archäologie
Dombaptisterium - Rekonstruktion und Neuinszenierung
Die Taufe Konstantins und die Chorschranken am Kölner Dom
Der Ursula Zyklus im Wallraf-Richartz-Museum
Der Taufstein von St. Maria Lyskirchen
Der Taufstein der Antoniterkirche
Die Mikwe - Ein Ritualbad im jüdischen Viertel
Die Begleittexte zu den Audiodateien finden Sie weiter unten auf der Seite.
Einführungstexte
Das Taufsakrament
Das Wort „Sakrament“ stammt vom lateinischen Begriff „sacramentum“ und bedeutet so viel wie „Heilszeichen“ oder „Heilsmittel.
Es gilt als ein besonderer Vollzug des Glaubens, zu dem mehrere Elemente gehören: sowohl sichtbare Elemente beziehungsweise Symbole wie zum Beispiel Brot, Wasser und Wein, aber auch das verheißungsvolle Wort.
Christen und Christinnen erfahren dadurch die Nähe zu Gott. Nach katholischem Verständnis wirken die Sakramente allein schon durch ihren korrekten Vollzug. Der Mensch, der somit ein Sakrament empfängt, bekommt durch dieses Gnade und Heil.
Als Sakrament erkennen die protestantischen Kirchen nur die Taufe und das Abendmahl an. Die katholischen und orthodoxen Kirchen darüber hinaus die Priesterweihe, die Firmung, die Beichte, die Krankensalbung und die Ehe.
Die Taufe ist das erste und grundlegende Sakrament, durch das ein Mensch von der Erbsünde und seiner persönlichen Sünde befreit wird und in die Glaubensgemeinschaft der Christen aufgenommen wird. Somit zählt sie neben der Erstkommunion und der Firmung zu den sogenannten Initiationssakramenten und ist gleichzeitig ein Realsymbol für die besondere, unauflösbare Gemeinschaft des Getauften mit Jesus Christus.
Wegen des „character indelebilis“ zählt die Taufe zu einem von drei katholischen Sakramenten, die dauerhaft und unwiderruflich sind und daher auch nur ein einziges Mal empfangen werden können. Dem Empfänger des Taufsakraments wird eine Art geistliches Prägemal aufgesetzt.
Das Zeichen der Taufe besteht im Abwasch mit Wasser und im Aussprechen des Namens des dreifaltigen Gottes über dem Täufling. Der Vollzug der Taufe bezeichnet die sicht- und erlebbare Schwelle zwischen dem alten Sein des Menschen in seiner Sünde und dem neuen Sein seines Lebens in Christus. Zwar hat das Heilsgeschehen in Christus einen bestimmten geschichtlichen Ort, jedoch befindet es sich nicht auf einem linearen Zeitpfeil in der Vergangenheit. Es ist wie ein Kern, der sich immer mehr Menschen und immer mehr Lebenswirklichkeit einverleibt. Die Taufe fungiert als ein Werkzeug, welches diesem Kern die Möglichkeit gibt, Christus in seiner Person und mit seiner Geschichte aus dem zeitlichen Kontext zu lösen. Der Empfänger erlebt durch die Taufe das Leben, Sterben und Auferstehen Christi und wird von einem „mit Christus“ zu einem „in Christus“ gedrängt. Die Taufe ist ein Ort, an dem das „für uns“ zu einem „mit ihm“ und „in ihm“ wird. In diesem Sinne kann in der Taufe Heil geschehen, weil sich ihr der Mensch für das Christus gegebene Heil öffnet.
von: Julia Czech
Performative Inszenierung der Taufe
Die Taufe ist in zweierlei Hinsicht als performativ zu betrachten. Einerseits wird bei der Taufe eine Handlung durch das Sprechen selbst vollzogen, die daher auch als „Sprechakt“ bezeichnet wird. (Beispiel: „Ich taufe dich auf den Namen ‚Johannes‘.“) Andererseits ist die Taufhandlung in ihrer spezifischen Inszenierung „performativ“, also gewissermaßen die „Aufführung“ eines Rituals. Die Taufe gilt im christlichen Glauben als Moment der Aufnahme des Täuflings in den Kreis von Gottes Kindern. Damit wird er ein vollwertiges Mitglied der Gemeinde. Um diese „Aufnahme“ aus der Sphäre abstrakter Sakramentstheologie in den sinnlichen Erfahrungshorizont der Gläubigen zu überführen, wird das Ritual der Taufe über seine Elemente materiell sichtbar und greifbar „aufgeführt“.
So steht etwa das Wasser im Kontext der Taufe als Macht, die sowohl Leben schenken als auch nehmen kann und symbolisiert gleichermaßen Tod und Auferstehung. Der Täufling wird mit dem Wasser von seinen Sünden gereinigt und durchlebt metaphorisch Jesus Leidesweg und Erlösung.
Das für die ursprünglich in der Osternacht vollzogene Taufe essentielle Licht spielte bei der Inszenierung der Taufe seit frühchristlicher Zeit eine wesentliche Rolle. In frühen Taufräumen bediente man sich einer großen Anzahl an Kerzen, Fackeln und Öllampen, um eine „außerweltliche“ Atmosphäre zu kreieren und der Taufe als einmaligem Initiationsakt ein großes psychologisches Gewicht zu verleihen. Die Lichteffekte wurden eingesetzt, um Manifestationen der Theophanie zu schaffen, d.h. der Täufling sollte das Gefühl haben, dass Gott selber bei seiner Taufe anwesend ist und ihm mit dem Licht ein Stück Herrlichkeit des Himmels sichtbar macht. Die Baptisterien waren teilweise mit farbigen Mosaiken geschmückt, in denen sich das Licht funkelnd brach und lebendige Reflektionen erzeugte, welche sich im Wasser des Taufbeckens wiederspiegelten und Himmel und Erde vermischten. Heute findet sich die mittelalterliche Lichtsymbolik meist nur noch in Form von Oster-, Taufkerze, die daran erinnern sollen, dass Jesus mit seinem Kommen, durch sein Selbstopfer und seine Auferstehung der Welt das Licht gebracht hat. Die brennende Kerze steht daher für Jesus selbst: Indem die Kerze Licht und Wärme spendet und dabei "vergeht", zeigt sie beispielhaft, wie Jesus sich aufopferte. An den Osterkerzen findet man außerdem neben der aktuellen Jahreszahl zumeist die Buchstaben Alpha und Omega (A und Ω) sowie fünf rote Nägel (in Kreuzform angeordnet), die auf die Selbstbezeichnung Jesu als „Anfang und Ende“ der Welt (Off. 22, 13) verweisen.
von: Sara Elbers
Grundlagen der Taufe in der Bibel
Nach dem mosaischen Gesetz gilt die rituelle Waschung als eine Wiederherstellung kultischer Reinheit. Der eigentliche Initiationsritus, das Bundeszeichen, ist im Judentum die Beschneidung. Wie kam es also zu den Johannestaufen in der Bibel und später zur Übernahme der Taufe als Initiationsritus in die christliche Glaubenspraxis?
Ein möglicher Vorgänger der Initiationstaufe wird im Proselytentauchbad gesehen, das bei zum Judentum übertretenden Heiden nach der Beschneidung vollzogen wird. Die während dieser Taufbäder anwesenden Gelehrtenschüler als Zeugen, die die Gebote rezitieren, zeigen den Konversionsaspekt dieser Ritualhandlung an.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass der historische Jesus seine Jünger zum Taufen ausgesandt hat, auch wenn der sog. Taufbefehl Jesu (Mk 16,15f.) im Allgemeinen als Ausgangspunkt der missionarischen Taufpraxis angesehen wird. Nach der Auferstehung soll er seine Apostel mit den Worten „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ dazu ausgesandt haben, das Evangelium zu verkünden. Bei dieser Passage handelt es sich jedoch um eine Ergänzung des 2. Jahrhunderts, die nach der Auffassung der meisten Exegeten nicht historisch ist.
Dagegen spielt die Taufe Jesu durch Johannes (Mk 1, 9-11; Mit 3, 13-17; Lk 3, 21-22, Joh 1, 29-34) als Vorbild eine deutlich größere Rolle. Dabei wird sowohl davon berichtet, wie während der Taufe Jesu der Heilige Geist in Form einer Taube erscheint und Gottes Stimme vom Himmel ertönt: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Johannes bezeugt dieses Ereignis, gilt daher als Prophet und Zeuge der Gottessohnschaft Jesu.
Da die Johannestaufe ebenso wie die christliche Taufe später nur einmalig vollzogen wird und dabei der Aspekt der Sündenvergebung zentral ist, wird sie als wesentliche Wurzel der christlichen Taufe angesehen.
Von der Taufe „auf den Namen Jesu Christi“ und ihrem Zweck als Vergebung der Sünden spricht schon Petrus in seiner Pfingstpredigt (Apg 2,38), weitere wichtige Aspekte zur Tauftheologie finden sich v.a. in Paulus‘ Brief an die Römer (Röm 6). Paulus sieht das den Getauften eingeprägte geistige Siegel als Zeichen dafür an, dass der Täufling zum Eigentum Gottes wird. Durch die Gabe des Geistes geht er eine unumkehrbare Beziehung zu Gott ein. Dabei ist es der Kreuztod Christi, auf den hin die Taufe vollzogen wird, und der die Macht hat, den Täufling von seinen Sünden zu reinigen und ihm das ewige Leben zu schenken. Die Taufe ist damit der zentrale Akt der Vermittlung des Heilsgeschehens an den individuellen Täufling. Sofern er diesen Gaben durch seine Lebensführung entspricht, wird er auch an der Auferstehung teilhaben.
von: Margarita Münch und Kirsten Lee Bierbaum
Der Taufritus im Frühchristentum und Mittelalter
Die Genese eines Ordos für die Taufe orientiert sich an der Taufe Christi als Vorbild, integriert aber neue Riten als deutende Handlungen. Trotz vieler Bemühen, den Ordo zu homogenisieren, bilden sich kontinuierlich Lokaltraditionen aus. Die Salbung, die Lesung, das Handauflegen und die Trocknung des Körpers sind feste Bestandteile des frühchristlichen Taufordos. Eingeleitet durch ein dreijähriges Katechumenat und Skrutinienriten ist er in den Osterfestkreis oder das Pfingstfest eingebunden: Eine Waschung am Gründonnerstag, das Fasten am Karfreitag, ein Schlussexorzismus und eine sogenannte insufflatio, Anhauchen, am Karsamstag und die eigentliche Taufe in der Osternacht. Dabei tritt der unbekleidete Taufanwerber an das Taufbecken, taucht dreimal begleitet von den Glaubensfragen unter, trocknet sich mit dem dargereichten Tuch und empfängt die Taufkerze. Bis zur 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts dominiert die Neophytentaufe, die Erwachsenentaufe. Jedoch werden bereits seit dem 5. Jahrhundert vermehrt Kinder getauft. Im Reich Karl des Großen ist die Kindertaufe allgemeingültig. Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit finden ganzjährig Taufen statt. Das dreijährige Katechumenat verliert an Relevanz und wird durch die exorzistischen Skrutinienriten, die auch an Unmündigen ausgeführt werden können, ersetzt. Seit 814 agieren die Paten als fester Bestandteil des Ordos und antworten stellvertretend für den Taufanwerber. Die rigiden Normen der bischöflichen Taufe lockern sich und Priester erhält das Privileg, die erste post-baptismale Salbung durchzuführen. Die zweite post-baptismale Salbung beziehungsweise Firmung, obliegt aber weiterhin dem Presbyter. Der Initiationsritus komplementiert bis heute erst mit der Firmung. Ab dem 13. Jh. findet kein feierliches Taufgeschehen mehr statt. Indessen tauft der Bischof repräsentativ drei Kinder zum Osterfest. Die Forschung stellt dabei einen Bedeutungsverlust der Taufe und eine Ritualisierung des Taufordos fest. Apotropäische Elemente wie der Effata-Ritus oder die Salzgabe werden bis zum Tridentinum an dem Kind praktiziert. Die Skrutinienriten werden indes marginalisiert. Bis heute beginnt der katholische Ordo vor dem Kircheneingang und folgt einer topographischen Orientierung durch den Sakralraum bis zum Taufbecken. Über dem Taufbecken positioniert der Taufpate*in das Kind abwechselnd in die vier Himmelsrichtungen, während es mit dem Wasser dreimal in Berührung kommt. Im Mittelalter existieren vier Taufformen gleichrangig nebeneinander: Immersion (Eintauchen), Infusion (Be- und Übergießen), Aspersio (Besprengen) und Affusio (partielles Begießen). Nach der Taufe folgt die Übergabe des Taufkleides und der Taufkerze. Besonders bei der repräsentativen Taufe durch den Bischof in der Osterliturgie wird anschließend eine Messe gehalten, die für die Gemeinde auch als Tauferinnerung fungieren soll.
von: Sophie Roßberg
Der römisch-katholische Taufritus in der Neuzeit
Die katholische Taufliturgie erfuhr im 16. Jahrhundert eine grundlegende Veränderung: auf dem Konzil von Trient (1545-1563) wurden erstmals gesamtkirchlich verbindliche Regelungen zum Ablauf eingeführt.
Diese blieben bis ins 20. Jahrhundert gültig. Sowohl die Kinder- als auch die Erwachsenentaufe waren anerkannt. Vorherrschend jedoch war die Kindertaufe aufgrund der Vorstellung von der Heilsnotwendigkeit der Taufe. Sie sollte baldmöglichst nach der Geburt stattfinden, damit niemand ohne Erlösung von der Erbsünde starb. Seit dem 19. Jahrhundert wurde mit gewärmtem Taufwasser und im Winter statt in der Kirche in der geheizten Sakristei oder im Pfarrhaus getauft, aus „Rücksicht auf die Gesundheit des Täuflings“.
Erwachsenentaufen liefen vom 17. bis 20. Jahrhundert genauso ab wie Kindertaufen: Das Katechumenat, das bis ins Mittelalter üblich gewesen war, entfiel. Die Tauffeier umfasste drei Stationen, die an unterschiedlichen Stellen im Kirchenraum stattfanden. Diese sollten an die Stationen des Katechumenats erinnern. Die erste Station, vor dem Kirchenportal, enthielt vor allem exorzistische Gebete, die dazu dienten, das Böse auszutreiben. Daraufhin folgte eine Prozession zum Eingangsbereich des Taufortes. Währenddessen wurde das Glaubensbekenntnis gesprochen und die Enden der Stola des Priesters dem Täufling aufgelegt. Im Eingangsbereich des Taufortes wurden weitere exorzistische Gebete gesprochen und der Effata-Ritus vollzogen. Es folgten die Abschwörung gegenüber dem Teufel und allem Bösen sowie die Salbung des Täuflings mit Katechumenenöl. Daraufhin wechselte der Priester seine Stola zu einer anderen liturgischen Farbe, um nochmals auf das Katechumenat zu verweisen. Die letzte Station befand sich direkt am Taufbecken, wo Glaube sowie Taufwille erfragt wurden, bevor der Wasserakt (durch Untertauchen, Übergießen oder Besprengen) mit der Taufformel vollzogen wurde. Daran schlossen die Salbung mit Chrisamöl, die Übergabe eines weißen Tuches und einer brennenden Kerze an. Der Kindertaufritus war nicht an die kindliche Situation angepasst. Bei den Fragen nach dem Glauben und der Absage an das Böse wurde das Kind selbst angesprochen, Antwort aber gaben die Paten. So wurde ein „Pseudodialog“ mit dem Kind geführt.
Dies änderte sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren. Unter anderem wurde dabei der Kindertaufritus auf die kindliche Situation abgestimmt und der Erwachsenentauffeier wurde wieder das Katechumenat vorangestellt, allerdings nicht verpflichtend. Neben dieser Stärkung der Erwachsenentaufe blieb die Kindertaufe weiterhin vorherrschend. Die Sprache der Feier wurde von Latein in die jeweiligen Muttersprachen geändert. Es wurde nun Wert auf eine Tauffeier in der Sonntagsmesse gelegt, damit die ganze Gemeinde daran teilnehmen konnte. Beibehalten wurden die verschiedenen Stationen der Tauffeier, nun zu vier Stationen erweitert. Die erste, im Eingangsbereich der Kirche innen, dient den Fragen nach dem Taufbegehren. Die zweite Station findet im Kirchenraum am Ambo statt. Hier erfolgen Lesung, Anrufung der Heiligen, unter anderem des Namenspatrons des Täuflings, Fürbitten, Gebet um Schutz vor dem Bösen, welches aus den ehemaligen Exorzismen hervorging, sowie die Salbung mit Katechumenenöl. Am Taufbecken, der dritten Station, werden nach dem Hochgebet der Taufe und der Taufwasserweihe, die Absage gegen das Böse, Glaubensbekenntnis und Taufwille erfragt – bei Kindertaufen von Eltern und Paten. Dann folgen der Wasserakt durch Untertauchen oder Übergießen – die Besprengung wird von den Katholiken nicht mehr praktiziert –, die Tauferneuerung der anwesenden Gemeinde durch ein Lied, die Salbung des Täuflings mit Chrisamöl, die Überreichung des weißen Taufkleides und der brennenden Taufkerze. Auf Wunsch kann noch der Effata-Ritus vollzogen werden. Dann zieht die Gemeinde in den Altarraum. Dort findet der Gottesdienst seinen Abschluss.
von: Claudia Holländer
Die protestantischen Taufriten
Bei den protestantischen Taufriten herrschen diverse Praktiken in den verschiedenen Konfessionsfamilien vor. Die im 16. Jahrhundert insbesondere von Luther, Zwingli und Calvin entwickelten Riten gehen – in stärkerer (bei den Reformierten) oder geringerer (bei den Lutheranern) Abgrenzung – auf die mittelalterlichen Riten der katholischen Kirche zurück. Grundlegend für die Riten in den lutherischen Kirchen war Luthers „Taufbüchlein“. Es erschien erstmals 1523 und wies kaum Änderungen im Vergleich zum katholischen Ritus auf. 1526 erschien das „Taufbüchlein“ erneut, nun mit deutlichen Einschränkungen der ausdeutenden Riten, wie den Exorzismen. Eine verbindliche Regelung aber gab es nicht. Bei den Lutheranern herrschte die Kindertaufe vor, da sie die Taufe als heilsnotwendig ansahen. Anders war dies bei den Reformierten: Sie sahen die Taufe als Aufnahmeritual in den Gottesbund an. Trotzdem hielten auch sie an der Kindertaufe fest, reduzierten die Riten jedoch sehr stark. Exorzismen und Absage gegen das Böse entfielen vollständig. Diese waren nicht notwendig, da es hier nicht um eine Reinigung bzw. Erlösung von der Erbsünde ging, sondern allein um die Aufnahme.
In den lutherischen Kirchen wurde bereits im 16. Jahrhundert die muttersprachliche Feier eingeführt, in den reformierten bereits die Feier im Gemeindegottesdienst vorgeschrieben. Der lutherische Ritus übernahm den Ablauf mit mehreren Stationen im Kirchenraum in Anlehnung an das frühere Katechumenat aus dem katholischen Ritus, kürzte ihn jedoch von drei auf zwei Stationen. Die reformierte Tauffeier spielte sich vollständig am Taufbecken ab. Im Zuge der zunehmenden Individualisierung von Religiosität fanden im 17. bis 19. Jahrhundert protestantische Taufen meist in sehr kleinem, familiärem Rahmen zuhause statt. Die Tauffeier wurde dabei stark verkürzt. Nun umfasste sie meist lediglich eine Lesung, das Glaubensbekenntnis, den Wasserakt, eine Handauflegung, ein Gebet und das Vaterunser. Im Laufe des 19. und im 20. Jahrhundert erfolgte dann eine Rückbesinnung auf die Ursprünge im 16. Jahrhundert. Man griff Luthers „Taufbüchlein“ wieder auf, integrierte die Taufe wieder vermehrt in den Gemeindegottesdienst und nahm verschiedene Riten, wie einige Exorzismen und die Frage nach dem Taufwillen, wieder auf. Die aktuelle Regelung zum Taufritus der lutherischen Kirche stammt aus dem Jahre 1988 und lehnt sich an Luthers „Taufbüchlein“ an, jedoch ohne Exorzismen. Es gibt Regelungen sowohl für Kinder- als auch Erwachsenentaufen und Abläufe mit einer oder zwei Stationen im Kirchenraum.
Zu den protestantischen Kirchen gehören auch verschiedene sog. „taufgesinnte Gruppen“, wie z.B. Baptisten, die bis heute lediglich die Taufe Erwachsener anerkennen, da die Entscheidung zur Taufe aus eigener Überzeugung getroffen werden muss. Sie taufen häufig auch durch vollständiges Untertauchen.
von: Claudia Holländer
Tauforte und Artefakte der Initiation in Köln
Das Dombaptisterium
Geschichte
Bei dem frühchristlichen Baptisterium des Kölner Doms, das im 19. Jahrhundert bei Tieferlegungsarbeiten östlich des Domchores entdeckt und mit einem Ziegelschutzbau versehen wurde, handelt es sich um ein achteckiges Taufbecken mit außen konkav ausschwingenden Seitenwänden. Das Becken stammt vermutlich aus dem 6. Jahrhundert und wurde offenbar über den Resten eines älteren Beckens errichtet, welches bereits zur Taufe gedient haben dürfte.
onkrete Informationen über Christen in Köln gibt es erst ab dem Jahr 313, doch sollte man davon ausgehen, dass schon zuvor Christen in der Stadt lebten. Im Jahr 313 wird Köln zum ersten Mal explizit in einer Schriftquelle über den Donatistenstreit erwähnt. Genannt wird darin der Bischof des römischen Köln: Maternus. Aus der Tatsache, dass Köln zu dieser Zeit einen Bischof hatte, muss geschlussfolgert werden, dass dort eine voll ausgebildete Gemeinde ansässig war.
Dass nichts Vorheriges über das christliche Köln bekannt ist, ist nicht ungewöhnlich. Im Jahr 321, wird zum Beispiel zum ersten Mal von einer jüdischen Gemeinde in der Stadt berichtet – auch hier muss man davon ausgehen, dass diese schon einige Jahre zuvor in Köln ansässig war, obwohl nur ein spätes Schriftzeugnis ihre Existenz zur damaligen Zeit bezeugt. So wurde vor der Entdeckung des Baptisteriums die ausgerechnet im 6. Jahrhundert lückenhafte Überlieferung der Bischofsfolge im mittelalterlichen Verzeichnis der Kölner Bischöfe - dem Catalogus archiepiscoporum Coloniensium - als ein Einbruch der christlichen Tradition in der Stadt Köln interpretiert. Das Baptisterium ist Gegenbeleg zu diesem angenommenen Bruch der Tradition im 6. Jahrhundert zu sehen.
von: Lisa Glomb
Archäologie
Unterhalb des Ost-Chores des Kölner Doms, in der Nähe des Domherrenfriedhofs, ist das älteste christliche archäologische Zeugnis der Region versteckt.
Das achteckige Taufbecken mit einschwingenden Außenseiten hat einen Durchmesser von 2,40m. Es weist äußere Mauervorlagen auf, welche als Stützen eines Ziboriums fungierten. Im Innern sind Stufen sichtbar, über die der Täufling in das Becken steigen konnte. Dabei stand der Täufer wohl ebenfalls im Innern des Beckens. Entweder wurde der Täufling in das Wasser eingetaucht (Immersionstaufe) oder es wurde etwas Wasser über den Kopf ausgegossen (Infusionstaufe). Dabei sprach der Täufer die Taufformel: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. In Anlehnung an Formulierungen bei Paulus (Röm 6, 1-11 und 1 Kor 12,13) wurde das Taufbecken als das „Grab Christi“ verstanden, das Hinabsteigen in das Taufbecken als eine Art Nachahmung von Tod und Begräbnis Christi. Mit der Taufe wusch der Täufling sich von seinen Sünden rein und erwarb das ewige Leben. Gleichzeitig wurde er in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Die achtseitige Form des Beckens verweist (nach Augustinus) auf die Acht als Zahl der Auferstehung bzw. eines neuen Lebens.
Es wurden Spuren eines zweiten oktogonalen Beckens mit geraden Seiten unterhalb der piscina gefunden, deren Untersuchung jedoch aufgrund der darüberliegenden Strukturen nicht möglich ist. Das Taufbecken und die Rekonstruktion des es umgebenden rechteckigen Baus weisen bauliche Parallelen zu Baptisterien des 5. und 6. Jahrhunderts, d.h. aus merowingischer Zeit auf (z.B. St. Severus in Boppard). Der Fund einiger Glasquadern könnte, wenn auch nicht ganz eindeutig, auf eine prächtige Mosaikausstattung hindeuten.
von: Canan Soysal und Kirsten Lee Bierbaum
Rekonstruktion und Neuinszenierung
Rekonstruktion
Im Frühmittelalter war das Baptisterium im Baubestand römerzeitlicher Wohnhäuser eingegliedert. Allerdings befand sich bereits an dieser Stelle ein älteres achteckiges Becken mit Zugangsstufen und Druckleitungen, was bei Grabungen im 19. Jahrhundert festgestellt werden konnte. Von den Resten des Befundes ist fast nichts mehr erhalten. Erneute archäologische Untersuchungen in Bezug auf das ältere Taufbecken sind schwer umsetzbar, da sich die frühmittelalterliche Taufpiscina direkt darüber befindet. Ein Abbau würde mit dem Wagnis einer Beschädigung des jüngeren Beckens einhergehen.
Die frühmittelalterliche Piscina besitzt einen oktogonalen Grundriss mit einschwingenden Seiten und Vorlagen für die Stützen eines Ziboriums. Sie zeigt Parallelen zu weiteren frühchristlichen Taufbecken aus dem 4. und 5. Jahrhundert und besonders dem regional näheren Taufbecken aus Boppard aus dem 6. Jahrhundert. Bei den Grabungen wurden Funde von Glasquadern gemacht, die möglicherweise, wenn auch nicht eindeutig von einer entsprechenden Mosaikausstattung stammen. Betrachtet man die Grundstrukturen des Baptisteriums, so lassen sich Schlüsse auf eine repräsentative Funktion des Gebäudes ziehen. Womöglich war das Becken von außen mit Marmor verkleidet, worauf die planen Oberflächen der Außenwände hindeuten.
Neuinszenierung
Mit dem Neubau der Domplatte um 1968 nach den Entwürfen von Fritz Schaller, wurde die Räumlichkeit des Baptisteriums überbaut. Zugleich wurde es erstmalig der Öffentlichkeit vom Dionysushof aus zugänglich gemacht, blieb jedoch im Städteraum weitgehend unsichtbar. Mit dem Bau des Museum Ludwig und der Kölner Philharmonie verwahrloste der Dionysushof zunehmend, was 2002 in einem Workshop mit anschließendem moderierten Beteiligungsverfahren resultierte. Bereits 2011 entstand daraus das Gesamtkonzept zur Neugestaltung der Domumgebung durch das Münchener Architektenbüro Allmann Sattler-Wappner. Der Abbruch der Domplatte erfolgte 2013 und zwei Jahre später wurde der Rohbau mitsamt Vorraum und zugehörigen Schaudepots der Dombauhütte fertiggestellt. Der darauffolgende Ausbau des Innenraums wurde inhaltlich seit 2006 von der Arbeitsgruppe Baptisterium begleitet und am 03. April 2016 eingeweiht. Eine Rampentreppe verbindet die Räumlichkeit mit der Ebene vor dem Chor des Doms. Der Vorraum des Baptisteriums ist im Osten zur Stadt hin geöffnet und durch ein Gitter geschützt, welches den Grundriss des Taufbeckens aufgreift. Eine Integrierung in das Städtebild konnte durch ein Panoramafenster erreicht werden. Die Wände des Raumes sind mit gefalzten Baubronzeplatten verkleidet, welche an Vorhänge erinnern sollen. Der Terrazzofußboden greift das Thema der womöglich ursprünglichen Mosaikverkleidung des Taufbeckens auf. Einen weiteren zentralen Aspekt bildet die Lichtinstallation von Mischa Kuball, welche die griechischen Buchstaben Alpha und Omega zusammen mit dem Grundriss des Taufbeckens in den Raum projiziert. Heute wird der Innenraum hauptsächlich für Vorträge und Versammlungen genutzt. Er soll aber auch als Monument an die Bedeutung der christlichen Initiation und Gemeinschaft erinnern.
von: Anna Christina Godhoff
Die Chorschrankenmalerei im Kölner Dom: 'Die Taufe Konstantins'
Auf den insgesamt 6 Chorschranken des Kölner Doms lassen sich Lebensgeschichten von verschiedenen Heiligen finden, darunter das Leben des heiligen Kirchenpatrons Petrus von seiner Berufung am See Genezareth bis zu seinem Tod am Kreuz sowie auf der dritten Chorschranke Szenen aus der Silvesterlegende. Die Art der Malerei ähnelt in ihrer Gestaltung der mittelalterlicher Textilien und Glasfenster, insofern eine fingierte Maßwerkarkaturdie Erzählung der szenischen Darstellungen organisiert. Neuere Forschungen betreffen die in der darunter liegenden Schriftzone befindlichen winzigen Drolerien, die klar auf Nahsicht angelegt sind: Die Szenerien aus dem höfischen Leben, wie Musikanten, ritterliche Wettkämpfe und Minnesang referieren auf die zeitgenössische höfische Literatur und sprechen die den Chor frequentierenden Domgeistlichen als gebildete Rezipienten an.
In der Mitte der nördlichen Chorschranke III ist Silvesters Krönung zum Papst durch Konstantin dargestellt. Silvester, in seinen Pontifikatsgewändern sitzt auf einem Faltstuhl und erhält die dreifach gestufte Papstkrone von Kaiser Konstantin. Rechts daneben ist Taufe Konstantins durch eben diesen Papst dargestellt. Der Kaiser kniet in einem Taufbecken, vor ihm steht Silvester der ihn segnet und seine Bekehrung zum Christentum durch die Taufe besiegelt.
Eusebius von Caesarea beschreibt die Taufe des Kaisers im 4ten Band seiner De vita Constantini (Über das Leben Konstantins) als Ereignis an dessen Lebensende. Das liturgische Procedere aus katechumenaler Vorbereitung, Taufe und anschließender christenfreundlicher Gesetzgebung des Kaisers während der Taufoktav ist darauf ausgelegt, die Kaisertaufe zu idealisieren –der Taufspender, wohl der arianische Bischof Eusebius von Nikomedien, wird jedoch verschwiegen, um dem Verdacht entgegenzutreten, der Kaiser könne im arianischen, d.h. häretischen Dogma getauft worden sein.
Die wohl im 5. Jahrhundert entstandene Silvesterlegende, welche in den actus silvestri festgehalten ist, nutzt diese Uneindeutigkeit, um einen römischen Gründungmythos zu schaffen und setzt Papst Silvester in die Rolle von Konstantins Taufspender ein. In den actus silvestri wird erzählt, wie Papst Silvester Konstantin vom Aussatz (d.h. der Lepra) heilt und dieser ihm zum Dank das sogenannte Patrimonium Petri sowie seinen Palast und kaiserliche Insignien schenkt. Die Urkunde, welche die Taufe Konstantins und diese sog. „Konstantinische Schenkung“ zugunsten der kath. Kirche festhält und jahrhundertelang Legitimationsgrundlage für eine kaiserliche Hofhaltung des Papstes war, wurde immer wieder kritisiert und schließlich im 15. Jahrhundert als Fälschung entlarvt.
Die Chorschranken schildern mit der Taufe Konstantins und der Übergabe der Tiara an Papst Silvester also in affirmativer Weise genau diese Ereignisse. In beiden Szenen ist der Papst minimal hierarchisch bevorzugt dargestellt, etwa in dem er in der Schenkungsszene thront, während der Kaiser steht oder indem sein Haupt, das des Täuflings Konstantin minimal überragt. Damit bestätigt das Domkapitel eine Weltordnung, in der der Papst dem Kaiser als Vertreter Christi auf Erden überlegen ist, der Kaiser aber als Vertreter der weltlichen Ordnung und Arm der Kirche fungiert. Diese Ordnung wird auch durch die Anlage des Chorgestühls unterstrichen, die für Papst und Kaiser die östlichsten Ehrenplätze freihielt. Beide waren als Ehrenkanoniker Mitglied des Domkapitels.
von: Lea Weil
Der Ursula Zyklus im Wallraf-Richartz-Museum
Der sogenannte Ursula Zyklus ist eine Zusammenstellung von 15 Gemälden, die die Legende der Heiligen Ursula von Köln verbildlichen. Geschaffen wurden sie zwischen 1455 und 1460 von einem heute unbekannten Kölner Meister. Ursprünglich befanden sich die Bilder auf den Innenseiten der Deckel von Truhen und brachten so Pilgern in Köln die Ursulalegende näher. Mit den 15 Gemälden liegen Malereien auf Fichtenholz vor, die jeweils die Maße 45 x 89 cm haben. Der Zyklus befindet sich heute im Besitz des Wallraf Richartz Museum.
Bei der Heiligen Ursula handelt es sich nicht um eine historisch belegbare Person, weshalb auch nie eine offizielle Heiligsprechung stattfand. Trotzdem ist die Legende der Königstochter aus der Bretagne, die angeblich im 4. Jahrhundert gelebt haben soll, stark verbreitet.
So zeigt der Zyklus, wie Ursula geboren, getauft und von ihren Eltern ganz im Sinne des christlichen Glaubens erzogen wird. Daraufhin ist zu sehen, wie Aetherius, der Sohn des heidnischen Königs England, seine Boten entsandt, um Ursula als seine Braut anzuwerben. Die junge Königstochter stimmt dem Angebot schließlich zu unter den Bedingungen, dass ihr zukünftiger Ehemann sich christlich taufen lässt und sie gemeinsam mit zehn Gefährtinnen eine Pilgerreise nach Rom zum Heiligen Vater unternehmen kann. Als Vorbereitung für die Pilgerfahrt werden die ersten Ursula begleitenden Jungfrauen christlich getauft und die Gruppe bricht auf. Mehrere Stationen werden bis zur Ankunft nach Rom angesteuert. So unter anderem Köln. Hier hat Ursula den prophezeienden Traum, dass sie bei ihrer Rückkehr in der Stadt am Rhein den Tod finden wird. Trotzdem setzt sie ihre Reise nach Rom fort, trifft auf den Papst und lässt auch ihre übrigen Begleiterinnen taufen. Schließlich macht sie sich auf den Heimweg zurück in die Bretagne. Wieder wird Köln als Zwischenstation angefahren und Ursulas Traum soll sich bewahrheiten. Die Hunnen greifen ihre Reisegruppe an und töten ihre Gefährten. Ursula selbst wird vor die Wahl gestellt, stimmt sie einer Heirat mit dem Prinzen der Hunnen zu, soll sie am Leben bleiben. Ursula lehnt das Angebot ab, stirbt durch den Pfeil des Prinzen und wird zur Märtyrerin erkoren. Symbolisch ist der Tod Ursulas und ihrer Gefährtinnen heute durch die elf schwarzen Tränen im Kölner Stadtwappen vertreten.
Der Ursula Zyklus fällt besonders durch seine drei Taufdarstellungen auf. Die Kindstaufe Ursulas selbst und die beiden Erwachsenentaufen der Gefährtinnen in der Bretagne und in Rom.
Die Darstellungen sind als historische Zeugnisse zu werten, die uns einen Einblick in die Taufriten des Mittelalters gewähren. Detaillierte Informationen zu diesen sind im Kapitel „Taufritus im Frühchristentum und Mittelalter“ zusammengestellt.
von: Emma Lotte Nickel
Die Taufkapelle von St. Gereon
Gründungsmythos
In der Legende um St. Gereon heißt es, dass die Heilige Helena die Kirche auf den Gräbern des Märtyrers Gereon und seiner Mitstreiter aus der Thebäischen Legion erbauen ließ. Da sie sich als römische Soldaten zu Christus bekannten, seien sie hingerichtet und ihre Körper in einem Brunnen verscharrt worden. Dieser soll sich im Zentrum der Kirche befunden haben. Zu den Reliquien im Gereonsaltar gehörte zudem der Stein, auf dem Gereon enthauptet worden sein soll.
Stift und Pfarrkirche
Historisch belegt ist dagegen die Gründung des Stifts von St. Gereon um 839. Das Stift erfreute sich bis Ende des 11. Jahrhunderts einer blühenden Existenz. Kurz danach ließ Norbert von Xanten eine Ausgrabung beaufsichtigen, um die Legende um St. Gereon zu bestätigen. Gefunden wurden Gräber, die als Märtyrerreliquien der Legion gedeutet wurden. Ob Norbert von Xanten davon etwas erhielt, ist unklar, der Großteil verblieb jedoch im Stift.
St. Gereon war im Mittelalter das vornehmste Stift in Köln nach dem Domstift. Von den 40 Kanonikern am Stift im Mittelalter, galt für 36 die Bedingung, dass sie dem Hochadel entstammen mussten. Während der Säkularisierung wurde das Stift 1802 aufgehoben.
Erst mit der Stadterweiterung 1180 lag das Stift innerhalb der Kölner Stadtmauern. Sodann folgte der Bau der Pfarrkirche St. Christoph in unmittelbarer Nachbarschaft. Diese Kirche fiel der Säkularisation zum Opfer. Ein kurz vor dem Abriss angefertigtes Kircheninventar verzeichnet einen Taufstein für St. Christoph. Die Pfarrkirche leistete also wohl die Spende des Taufsakraments für die Gemeinde.
Die Taufkapelle von St. Gereon geht auf die Stiftung des Kanonikers Hermann von Villich von 1242 zurück, zu einem Zeitpunkt also, als die Pfarrkirche St. Christoph bereits bestand. Ob die Taufe auch zu diesem Zeitpunkt bereits in der Pfarrkirche stattfand ist nicht geklärt. Denn wie an anderen Orten auch behielt die Stiftskirche St. Gereon weiterhin Taufrechte. Für andere Orte ist etwa eine repräsentative Taufe ausgewählter Täuflinge an hohen Feiertagen wie etwa Pfingsten in der Stiftskirchen überliefert, wie auch die Taufwasserweihe an einigen Orten weiterhin in der Stiftskirche stattfand, während die Taufe für die Allgemeinheit in der Pfarrkirche vollzogen wurde. Eine solche Funktion von repräsentativen Taufen an hohen Feiertagen kommt auch für die Taufkapelle von St. Gereon in Betracht, etwa mit Blick auf die prachtvolle Gestaltung des eigens zu diesem Zweck errichteten Anbaus.
Baubeschreibung der Taufkapelle
Kirche und Taufkapelle lagen bis zur Aufhebung des Stiftes in der Säkularisation auf dem durch Mauern abgegrenzten, für Laien unzugänglichen Immunitätsgelände. Über einen schleusenartigen Gang, konnten Laien durch ein Tor in der Immunitätsmauer zu der Stiftskirche gelangen. So etwa Pilger, die der Heilswirkung der kostbaren Reliquien von St. Gereon teilhaftig werden wollten. Auch zur Taufkapelle bestand ein Zugang über diese Schleuse. Dieser Zugang hat sich an der Südseite der Kapelle erhalten. Somit erscheint eine Taufe von Laien in der Taufkapelle der Stiftskirche wahrscheinlich. Mit diesem Gang waren die Ausmaße der Kapelle baulich nach Süden hin begrenzt. Zur Nordseite hin schloss sich die Kapelle – wie auch heute noch – an das Dekagon aus den 1220er Jahren an. Trotz dieser komplizierten Raumsituation und der geringen zur Verfügung stehenden Fläche entschlossen sich die Bauherren für einen achteckigen Bau. Damit kommt die anspruchsvolle Gestaltung der Kapelle zum Ausdruck. Der achteckige Zentralbau besitzt im Zusammenhang mit der Taufe besondere symbolische Bedeutung. Offenbar war es den Bauherren also, trotz widriger Umstände, um eine besondere Symbolik in Bezug auf die Funktion des Ortes, die Taufe, zu tun, wie sie in der baulichen Gestaltung des Ortes zum Ausdruck kommt. Diese besondere Gestaltung setzt sich auch im Inneren fort.
Das Besondere an der Taufkapelle von St. Gereon sind die Wandmalereien, die wohl recht kurz nach Fertigstellung der Taufkapelle, also in den 1240er Jahren entstanden sind. Von Restaurierungen des 19. Jahrhunderts abgesehen, stehen uns heute in der Taufkapelle von St. Gereon noch die originalen Wandmalereien aus der Zeit der Entstehung der Kapelle vor Augen.
Von der östlichen Gewölbekappe ausgehend (unter der der Altar steht) sind auf den übrigen Wandflächen im Uhrzeigersinn abgebildet: Kaiser Konstantin, Gereon und Gregorius Maurus zu beiden Seiten des ehemaligen Zugangs vom Schleusengang, zwei Bischöfe mit Nimben an der südwestlichen Wandfläche, am Westfenster fünf Medaillons mit Köpfen, die heilige Helena, Laurentius und Stephanus, und zwischen Zugang zum Dekagon und dem Altar die hl Katharina.
Die Darstellung Konstantins erklärt sich mit dessen legendärer Taufe und der Verbreitung des Christentums durch militärischen Erfolg. Gereon und Gregorius Maurus sind Mitglieder der Thebäischen Legion und erlitten vor Ort ihr Martyrium. Die beiden Bischöfe können mit mehreren Kölner Bischöfe identifiziert werden, die jeweils verschiedentlich mit den Märtyrern der Thebäischen Legion bzw. der Verbreitung des Christentums im Frühmittelalter in Beziehung stehen. Die hl. Helena ist Mutter Konstantins, außerdem geht auf sie die legendäre Kirchengründung zurück. St. Gereon war zudem in Besitz von Reliquien Helenas. Laurentius und Stephanus sind zwei der frühesten Märtyrer des Christentums. Konstantin veranlasste den Bau der Kirche St. Lorenzo fuori le mura in Rom, also einer Märtyrerkirche vor den Stadtmauern Roms, so wie seine Mutter in Köln vor der Stadtmauer ihrerseits eine Kirche am Ort eines Martyriums errichten ließ. Die Gebeine von Stephanus wurden im 5. Jh. mit den Gebeinen von Laurentius vereinigt, beide sind Stadtpatrone Roms. Katharina ist eine der drei großen Märtyrerinnen. In der Krypta von St. Gereon gab es zudem einen der Katharina geweihten Altar, mit entsprechenden Reliquien der Heiligen.
Die Ausmalung hebt die besondere Eignung des Ortes als Taufort hervor, indem der Taufgemeinschaft hier Taufpaten an die Seite gestellt werden, die entweder durch ihre Bluttaufe als Märtyrer oder durch ihr Kämpfen für die Verbreitung des Christentums, durch militärische Erfolge oder Kirchengründungen, als besonders geheiligt erscheinen und dadurch in besonderer Beziehung zum Ort der Taufe stehen. Die Kirchengründungen Helenas im Rheinland werden mit denen ihres Sohnes in Rom parallel gesetzt (neben der Kirche zu Ehren des Laurentius geht auch der Bau der Petersbasilika auf Konstantin zurück). Laurentius und Stephanus, die Stadtpatrone Roms, stehen dem Stadtpatron Kölns, dem hl. Gereon gegenüber.
Die Taufkapelle von St. Gereon erscheint durch ihre Gestaltung als ein Ort, der in besonderer Weise mit dem Akt der Taufe verbunden ist. Die Gestaltung dieses Taufortes hebt sich von den räumlich nicht vom Kirchengebäude separierten Taufsteinen etwa in der Pfarrkirche St. Maria Lyskirchen ab. Taufkapellen gab es sonst eher an Kathedralkirchen, auch hierdurch zeigte das Stift seine hohe Stellung.
Das Taufbecken ist aus romanischer Zeit, der Messingdeckel von 1931. Der Altar ist von 1860. Das Retabel von 1515.
Restaurierungen
Durch abfallende Tünche an der Nordwand der Taufkapelle, wurden in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts spätstaufische Heiligendarstellungen entdeckt. Diese wurden freigelegt und mehrmals restauriert. Die erste Restaurierung, durch Gatzky, einem Kölner Dekorationsmaler, und Ramboux, dem damaligen Konservator des städtischen Museums, wurde zwischen 1855 und 1859 durchgeführt. Die Übermalungen galten als nicht gelungen, da die Farbe als zu hart für eine Wandmalerei galt, und wurden während der zweiten Restaurierung, von 1926 bis 1932, abgenommen und überarbeitet. Die dritte und abschließende Phase der Restaurierung wurde zwischen 1962 und 1966 durchgeführt. Man hatte mit relativ wenig Kriegsschäden zu tun, dennoch benötigte der die Malerei tragende Putz eine Festigung durch Silikat, das selbst für spätere Schäden sorgte. Die Übermalungen vorheriger Restaurierungen wurden weitestgehend abgenommen und Fehlstellen sind mit Sand und Weißkalkhydrat ausgeputzt worden. Somit sind die heute zu sehenden Malereien in ihrer ursprünglichen Form, jedoch konserviert, zu sehen.
von: Nils Hausmann, Jonathan Horstkemper und Lisa-Chantal Schollmeyer
Der Taufstein von Groß St. Martin
Die romanische Kirche Groß St. Martin wurde im 12. Jahrhundert auf den Fundamenten römischer Bauten errichtet. Allerdings gab es schon vorherige Bauten eines Benediktinerkonvents, welche jedoch durch mehrere Brände zerstört wurden. Mit seinem quadratischen hohen Turm und den charakteristischen flankierenden Ecktürmen gilt Groß St. Martin eines der ältesten städtischen Wahrzeichen Kölns bis 1880.
Der romanische Taufstein von Groß St. Martin, welcher aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt, befindet sich am Westende des nördlichen Seitenschiffs und ist parallel zur Nordwand positioniert. Er weist eine Höhe von 78 cm auf und ist aus hellem Kalkstein gefertigt. Die Grundform des romanischen Taufsteins ist ein längliches achtseitiges Prisma. Die Seitenflächen des Taufbeckens sind mit insgesamt acht großen Wasserrosen bedeckt. Jede Seerose weist ebenfalls acht Blätter, welche nach außen ausgebreitet sind, auf. Das Relief der Rosen tritt jedoch nicht über die Fläche des prismatischen Steinkörpers hervor, sondern ist in diesen vertieft. Die einzelnen Rosetten greifen über die Kanten des Prismas hinaus, und haben somit eine annähernd gleichgroße quadratische Grundform. Wasserrosen können sowohl für Reinheit, als auch Neugeburt stehen.
Der obere Rand des Beckens weist keinen Sims auf und ist geziert von vier vortretenden Löwenköpfen. Die Köpfe befinden sich jeweils an den schmalen Seiten. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass aus den Rachen der Löwenköpfe miteinander verschlungene Ranken hinauswachsen. Diese Ranken werden am oberen Rand zwischen den Köpfen weitergeführt. Die Verwendung von Tier-, Fabelwesen- oder auch Menschenköpfen als Zierde von Taufsteinen aus dieser Zeit ist typisch. Insbesondere die Anzahl von vier Köpfen ist häufig aufzufinden, wie beispielsweise auch bei dem Taufstein von der Antoniterkirche in Köln. Die Köpfe sollen zur Wirkung haben, das Böse abzuwehren, ähnlich den Wasserspeiern, die man außen an den Regenrinnen von Kirchen findet.
Bis zur Kriegszerstörung hatte das Taufbecken einen kupfernen Deckel; die heutige Bronzeabdeckung stammt von dem Bildhauer Karl Matthäus Winter aus Limburg an der Lahn, auf welchem er Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zu einem Bilderfries verarbeitete.
Aufgrund seiner besonderen Form und Ornamentik wird der Taufstein von Groß St. Martin zu den interessantesten Steinarbeiten aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gezählt.
Um die Kirche Groß St. Martin ringen sich zahlreiche Legenden, eine davon besagt, der Taufstein sei ein Geschenk des Papst Leo III. an das Martinskloster gewesen.
von: Jasmin Müllenmeister
Der Taufstein von St. Maria Lyskirchen
St. Maria Lyskirchen ist die kleinste der 12 romanischen Kirchen in Köln. Der heute erhaltene dreischiffige Bau entstand zwischen 1210 und 1220, jedoch datiert die erstmalige urkundliche Erwähnung der Pfarrkirche bereits auf das Jahr 948. St. Maria Lyskirchen besitzt noch einen fast gänzlich erhaltenen Zyklus von Gewölbefresken aus dem 13. Jahrhundert, der die Heilsgeschichte in typologischer Gegenüberstellung von Altem und Neuem Testament erzählt. Der Taufstein von St. Maria Lyskirchen stammt aus dem späten 13. Jahrhundert und steht vermutlich seither an diesem Ort, was ihn neben den Gewölbemalereien zum letzten noch erhaltenen Stück der ursprünglichen staufischen Kirchenausstattung macht. Der 102 cm große Taufstein wurde aus blau-schwarzem Marmor, sogenanntem „Blaustein“ aus der Region Namur in Belgien, gefertigt.
Diese Kalksteinsorte wurde im 12. und 13. Jahrhundert von großen Werkstätten für unterschiedliche Zwecke abgebaut, sowie für die Fertigung von Grabsteinen, Architekturelementen und natürlich Taufsteinen. Diese Produkte wurden im großen Stil nach England, Frankreich und den Nordseeraum geliefert, wobei die Taufsteine einen Großteil des Exports ausmachten, da der Bedarf an Taufsteinen groß war. So wurden sie zwar als Massenprodukte angefertigt, enthielten aber trotzdem jeweils leichte Unterschiede und Variationen, und konnten zusätzlich mit lokalen Bezügen ergänzt werden. Daher ist es nicht erstaunlich, dass heutzutage noch 90 Exemplare in Deutschland zu finden sind.
Das Becken ist achteckig. Acht Tage soll die Schöpfungsgeschichte gedauert haben, insofern steht die Zahl Acht in der christlichen Zahlensymbolik des Mittelalters für die Neugeburt, den Neubeginn. Das Becken ruht auf einer ebenfalls achteckigen Mittelstütze und acht Säulen aus hellem Marmor, die farblich in starkem Kontrast zum dunklen Blaustein stehen. Diese Säulen wurden bei einer Umarbeitung des Taufsteins im 19. Jahrhundert eingesetzt. Ob die vorherigen Säulen ebenfalls aus einem anderen, kontrastfarbigen Marmor bestanden, ist schwer nachzuvollziehen. Die Seiten des Beckens sind mit Kleeblattbögen verziert und an der oberen Kante sind die Ecken mit insgesamt acht Köpfen akzentuiert. Viele Taufsteine aus dieser Zeit weisen Menschenköpfe, aber auch Fabelwesen- oder Tierköpfe als Zierde (wie beispielsweise beim Taufstein der Antoniterkirche in Köln) auf, allerdings sind es in der Regel nur vier Köpfe und nicht acht, was diese spezielle Gestaltung sehr außergewöhnlich macht. Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Köpfe fällt auf, dass sie alle unterschiedlich und individuell ausgearbeitet sind, ein Detail, das bei den meisten Exemplaren des sogenannten Namurer Taufsteintypus zu finden ist. Der bronzene Deckel des Taufbeckens wurde erst im 17. Jahrhundert ergänzt. Mit dieser Ausstattung ist der Taufstein eines der aufwendigeren Beispiele der von Stützen getragenen Becken.
von: Jasmin Müllenmeister
Der Taufstein der Antoniterkirche
Die Antoniterkirche besaß ursprünglich keinen Taufstein, da sie als Bettelordenskirche nicht die Taufrechte einer Pfarrkirche besaß. Dies änderte sich erst, als sie um 1800 eine evangelische Gemeindekirche wurde.
Bei dem heute im südlichen Seitenschiff aufgestellten romanischen Taufstein handelt es sich um eine niederrheinisch-maasländische Arbeit aus Namurer Blaustein aus dem 12. Jahrhundert. An den Seiten befinden sich vier Eckköpfe, die Fabelwesen darstellen.
Der Taufstein wurde der evangelischen Gemeinde vom Museum Schnütgen aus dessen Beständen zur Verfügung gestellt. Seine ursprüngliche Herkunft ist nicht genau geklärt. Zur Übergabe des Taufbeckens im Jahr 1934 schmiedete Carl Wyland aus Bronze Schale und Deckel des Taufbeckens.
Taufsteine, die dem Antoniter-Taufstein optisch ähneln, stehen in Düsseldorf-Wittlaer St. Remigius-Kirche und das romanische Herkenrather Taufbecken der Kirche St. Antonius Abbas in Bergisch-Gladbach. Die vier unterschiedlichen, stark hervortretenden menschlichen Köpfe teilen auch hier die Beckenwand in vier gleich große Felder, die mit Reliefs von Tier- und Fabelwesen und Ranken verziert sind. Auch diese wurden aus Namurer Blaustein gefertigt.
von: Steffen Gries
Die Mikwe – Ein Ritualbad im jüdischen Viertel
Bereits in der Antike gab es eine jüdische Gemeinde in Köln. Das beweisen zwei Dekrete Kaiser Konstantins aus den Jahren 321 und 331 die im Kodex Theodosianus überliefert sind. Die Dekrete sind der frühste historische Beweis für die Existenz einer jüdischen Gemeinde in Deutschland. Im Mittelalter sicherte Erzbischof Engelbert II. den Juden gerechte Behandlung und die ungestörte Benutzung ihres Friedhofes an der Bonner Straße zu. Zu Dieser Zeit lag das jüdische Viertel innerhalb der Straßenzüge: Kleine Budengasse, Unter Goldschmied, Obenmarspforten und Judengasse, ungefähr im heutigen Rathausbereich. Bei den Ausgrabungen 1953-1957, stieß man neben Privathäusern auf die öffentlichen Gebäude der Gemeinde: Synagoge, Mikwe (Ritualbad), Badestube, Bäckerei, Hochzeits- und Spielhaus und Hospiz. Man fand archäologische Reste von mindestens vier Synagogenbauten, die immer wieder an der gleichen Stelle errichtet wurden. Im Jahre 1096 wurde die Synagoge bei den Ausschreitungen gegen die Juden während des Ersten Kreuzzuges zerstört. Zeitgenössische Quellen berichten, dass die Juden zurück in ihr Viertel kamen, es aufbauten und ihre Geschäfte wieder aufnahmen. Als Kölner Bürger konnten Juden auch Grundbesitz erwerben. In den Schreinsakten (einer Art Grundbuch) sind um 1130 im jüdischen Viertel 26, im Jahre 1340, bereits 75 Häuser als jüdischer Besitz verzeichnet. Der Friedhof der mittelalterlichen Gemeinde lag außerhalb der Stadtmauern am Bonntor. Reste dieses Friedhofes wurden erst 1922 wiederentdeckt, 1936 ließ die Stadt hier eine Großmarkthalle errichten. Seit dem 14. Jh. wuchsen die Spannungen zwischen Christen und Juden stark an, die schließlich während der Pestepidemie gewaltsam zum Ausbruch kamen. In August 1349 wurde das jüdische Viertel zerstört und die meisten Bewohner umgebracht. Weder der Rat noch das Domkapitel verurteilten das Massaker an den Juden. Den verwaisten Besitz der Getöteten beanspruchten die Stadt, der Erzbischof sowie Adlige der Umgebung. Erst 1372 wurden in Köln wieder einige jüdische Familien aufgenommen, diese bauten die Synagoge erneut auf. Am 16. August 1423 beschloss Der Rat der Stadt Köln, den Juden den im Oktober 1424 ablaufenden Aufenthaltsvertrag nicht mehr zu verlängern. Die Synagoge wurde nach einem Umbau am 8. September 1426 als Ratskapelle St. Maria in Jerusalem eingeweiht. Erst 1798 erhielt das erste jüdische Ehepaar die Erlaubnis, in Köln ansässig zu werden. 1801 bildeten 18 Familien die erste Kölner Gemeinde der Neuzeit. Mit der Machtergreifung der Nazis explodiert auch in Köln der Antisemitismus. 1933 gab es rund 20.000 Kölner jüdischen Glaubens. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, lebten hier nur noch rund 30 Juden, etwa 11.000 wurden umgebracht, den anderen gelang die Flucht.
Bei einer Mikwe handelt es sich um ein Tauchbad. Durch vollständiges Untertauchen in der Mikwe kann die rituelle Reinheit wiederhergestellt werden. Im Judentum ist eine Reinigungsritual unter anderem bei Berührung von Leichen, Kranken, nach der Menstruation und dem Wochenbett und für die Braut vor der Eheschließung nötig. Diese Regelungen werden natürlich unterschiedlich streng ausgelegt.
Die Kölner Mikwe ist ein der ältesten, bekannten Monumentalmikwen Deutschlands. Die erste nachvollziehbare Bauphase der Kölner Mikwe war vor 780. In den darauffolgenden Jahren kommt es noch zu weiteren Umbauphasen. Bei der Kölner Mikwe handelt es sich um eine Grundwassermikwe, das heißt der Schacht ist ca. 17m tief. Oberirdisch gab es eine Art Vorraum, der als Umkleidemöglichkeit genutzt wurde und zumindest ein gewisses Maß an Tageslichtzufuhr ermöglichte. Der Zugang zu dem Schacht verlief zunächst über eine Treppe die rechtwinklig um den Schacht herumlief und dann im Inneren des Schachts durch eine gewendelte Treppe fortgesetzt wurde. Die Treppenspindel stellte eine römische Säule aus Elba-Granit dar. In den Wänden des Schachts waren Nischen eingelassen, welche als Aufbewahrung für Handtücher oder Lampen genutzt wurden. 1424 wird die jüdische Gemeinde aus Köln vertrieben und die Mikwe wird verfüllt und zeitweise als Stallung genutzt. Erst bei Ausgrabungen 1956 durch Otto Doppelfeld wird die Mikwe wiederentdeckt.
Im Zuge dessen gab es immer wieder Ideen zur Inszenierung der Kölner Mikwe. Von 1990-2007 zum Beispiel war sie durch eine Glas-Stahl-Pyramide auf dem Rathausplatz sichtbar. Diese musste jedoch wegen Schäden durch klimatische Bedingungen wieder abgebaut werden. Nun soll die Mikwe Teil des neuen jüdischen Museums werden, das 2021 auf dem Rathausplatz eröffnet werden soll. Im Zentrum dieses Museums soll die Archäologie stehen. Die unterste Ebene des Museums bilden die Ausgrabungsorte, denn neben der Mikwe befinden sich außerdem noch eine Synagoge, sowie weitere Gebäude des jüdischen Viertels, ein christliches Handwerkerviertel aus dem Mittelalter und ein römischer Stadthalterpalast unter dem Rathausplatz. All diese archäologischen Fundorte werden im neuen Museum erfahrbar und begehbar gemacht und im oberen Geschoss wird über das jüdische Leben in Köln nach 1424 erzählt. Wie genau das Museum einmal aussehen soll, kann man auf den Holzwänden rund um die Baustelle auf dem Rathausplatz sehen.
von: Vitalina Pendyur, Luisa Runden und Leah Waleschkowski
Weiterführende Literatur
Apostolos-Cappadona, Diane: Art. „Taufe“, in: Hans Dieter Betz/ Don S. Browning/ Bernd Janowski/ Eberhard Jüngel (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Bd. 8 T-Z, Tübingen 2005, Sp. 50-92.
Ausst.-Kat., Das Baptisterium am Dom. Kölns erster Taufort, Köln, Domforum, 2016.
Brunsch, Udo C.: St. Gereon in Köln. Stift und Stiftleben im hohen Mittelalter, Köln 2006.
Faber, Eva Maria: Einführung in die katholische Sakramentenlehre, Darmstadt 2011.
Goldkuhle, Fritz: St. Maria Lyskirchen in Köln, Neuss 1978.
Heit, Alfred: Zur Geschichte der Juden im Deutschland des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Stuttgart 1981.
Krings, Ulrich/ Will, Rainer (Hrsg.): Das Baptisterium am Dom. Kölns erster Taufort, Köln 2009.
Lange, Christian/ Leonhardt, Clemens/ Olbrich, Ralph (Hrsg.): Die Taufe. Einführung in Geschichte und Praxis, Darmstadt 2008.
Montgomery, Scott B.: St. Ursula and the Eleven Thousand Virgins of Cologne. Replics, Reliquaries and the Visual Culture of Group Sanctity in Late Medieval Europe, Bern u.a. 2010.
Opladen, Peter: Groß St. Martin. Geschichte einer stadtkölnischen Abtei, Düsseldorf 1954.
Otto, Gertrud: Die Legende der Heiligen Ursula, Lindenberg 2001.
Schlegel, Silvia: Mittelalterliche Taufgefässe. Funktion und Ausstattung, Köln u.a. 2009.
Schütte, Sven/ Gechter, Marianne: Von der Ausgrabung zum Museum. Kölner Archäologie zwischen Rathaus und Praetorium. Ergebnisse und Materialien 2006-2012, Köln 2012.
Serup-Bilfeld, Kirsten: Zwischen Dom und Davidstern. Jüdisches Leben in Köln von den Anfängen bis heute, Köln 2001.
Skriver, Anna: Die Taufkapelle von St. Gereon in Köln, Köln 2000.
Widmaier, Jörg: Artefakt, Inschrift, Gebrauch. Zur Medialität und Praxis figürlicher Taufbecken im Mittelalter, Büchenbach 2016.