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Nachruf auf Jeannet Hommers



Das Kunsthistorische Institut trauert um Dr. Jeannet Hommers, die am 24.1.2022 für uns alle überraschend verstorben ist. Wir sind bestürzt über den viel zu frühen Verlust unserer Kollegin, einer außergewöhnlichen Dozentin und innovativen Wissenschaftlerin. Jeannet Hommers studierte Kunstgeschichte, Neuere Deutsche Literatur und Nordische Philologie in Münster, Aarhus und Bochum. Ihren Magistergrad erlangte sie an der Ruhr‐Universität mit einer Arbeit über die Kapitellplastik von Saint‐Lazare in Autun. Darauf baute ihre 2012 abgeschlossene Dissertation „Gehen und Sehen in Saint‐Lazare in Autun. Bewegung – Betrachtung – Reliquienverehrung“ auf, in der sie die Rezeptionsstrukturen der romanischen Kapitellplastik an einem herausragenden Beispiel einer Neubewertung unterzog. Von 2007 bis 2012 arbeitete sie als Wiss. Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg und wechselte 2014 an das Kunsthistorische Institut der Universität zu Köln.
Nach einer Assistenzvertretung an der Universität Bonn war sie am Kölner Institut zuletzt als Vertretung der Professur für Allgemeine Kunstgeschichte tätig. Jeannet Hommers' Arbeiten zeugen von einer Kunsthistorikerin, die sich in ihrem tiefen historischen Wissen immer die Offenheit für Neues bewahrt hat. Sie hat gerne neuartige Perspektiven auf bekannte Gegenstände eingenommen und einen aufmerksamen Blick für weniger Bekanntes gepflegt. Von einem fundierten Interesse an der mittelalterlichen Kunst geprägt, widmete sie sich zuletzt insbesondere Kunst und Künstlern der Frühen Neuzeit (Holbein, Dürer, Leonardo). Im Zentrum ihres methodischen Interesses standen dabei immer Fragen der Wahrnehmung und ihrer historischen Bedingungen. Die Habilitationsschrift „Arte et Marte. Die Darstellung von Kriegshandwerk und Kriegstechnik in den nordalpinen Bildkünsten um 1500“ sollte sich den Wechselwirkungen zwischen den Künsten und frühneuzeitlichen militärtechnischen Diskursen widmen. Die Stiftung visueller Ordnungen durch die Künstler spielte ebenso eine Rolle wie die pragmatischen Grundlagen der Perspektive. Jeannet Hommers wurde von ihren Studierenden und Kolleg:innen als großartige Dozentin, empathische Mentorin und begeisternde Wissenschaftlerin wahrgenommen. Als außerordentlich engagierte und zugewandte Lehrerin war sie stets ansprechbar und hilfsbereit mit einem aufmerksamen Blick für die Interessen und auch die Sorgen der Studierenden. Nicht weniger wichtig waren ihr die Belange unseres Instituts und der interessierte Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Von ihrem administrativen Geschick, ihrer Kollegialität und ihrem Organisationstalent hat das Kunsthistorische Institut lange profitiert. Unmittelbar vor dem Abschluss ihrer Habilitation bewegte sich ihre akademische Karriere nach einigen Jahren der Ungewissheit gerade auf sichere Bahnen zu. Um so schmerzlicher trifft uns ihr Tod. Ihre Klugheit, ihren kritischen Geist und ihre aufmerksame Hilfsbereitschaft werden wir vermissen.