St. Engelbert in Köln-Riehl
Nach einer kurzen zweijährigen Bauzeit wurde 1932 die von Dominikus Böhm geplante Kirche St. Engelbert in Köln-Riehl geweiht. Das Gebäude wird als herausragendes Werk Dominikus Böhms beschrieben und auch innerhalb der Geschichte des modernen Kirchenbaus wird ihm ein hoher Stellenwert beigemessen. Seine große Bedeutung ist vor allem der starken ikonischen Wirkung des Außenbaus geschuldet: Das Äußere von St. Engelbert gibt konsequent die Form des Innenraumes wieder, indem die zweifachgekrümmten Betonschalen der Gewölbe zugleich als Außenhülle genutzt werden; acht parabelförmige Gewölbekappen steigen über kreisförmigem Grundriss auf und fügen sich zu einer Sternkuppel zusammen, die von den Kölnern liebevoll „Zitronenpresse“ genannt wird.
In der Betrachtung des Gebäudes blieb bisher unberücksichtigt, dass in einem Geschoss unter den Sakralräumen die Gemeinschaftsräume der Gemeinde untergebracht werden sollten; ein Plan, der aus Geldmangel zunächst unvollendet blieb und wegen des Einbaus eines massiven Luftschutzkel-lers auch nach dem 2. Weltkrieg nicht weiterverfolgt wurde. In der Nachkriegszeit wurde ein Großteil der Räume mit einfachen Mitteln nutzbar gemacht, während einzelne Bereiche als Rohbau der ersten Baustelle erhalten blieben. Die Struktur des Untergeschosses ist durch die Einbauten der Kriegsjahre stark gestört, weshalb die ursprüngliche Planung nicht direkt nachvollziehbar ist.
Auf Grundlage einer präzisen Bauaufnahme und Baudokumentation, die mit einer gründlichen Archivrecherche ergänzt wird, soll die ursprünglich angelegte Disposition rekonstruiert werden. Die Rekonstruktion wird die räumlichen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Bereichen verständlich machen, die eine Analyse der Funktionalität des Gebäudes als Gemeindezentrum ermöglicht.
Neben der typologisch-funktionalen Beschreibung des Gebäudes liegt ein zweiter Fokus des Projektes auf der bautechnischen Analyse der Betonschalen, die in der Entstehungszeit der Kirche eine konstruktionsgeschichtliche Neuerung darstellten.