Workshop vom 7. / 8.04. 2016
Handbuchwissen. Die Fotografie als angewandte Wissenschaft
Während das Aufkommen des neuen Mediums Fotografie um 1839 in der Fotogeschichtsschreibung meist in den Registern älterer Darstellungsmedien – wie der Malerei – verortet wurde, begreift das von der DFG geförderte Forschungsprojekt* dessen Entwicklung, Diskursivierung und Propagierung auf der Folie des bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts prävalenten, auf die industrielle Entwicklung abzielenden polytechnischen Wissens.
Kein Medium eignet sich so sehr dazu, etwas über die Rolle der angewandten Wissenschaften als Modell des neuen Aufzeichnungsverfahrens zu erfahren als die fotografische Handbuchliteratur. Wurde in Handbüchern, Traktaten, Anleitungstexten doch nicht nur mittels der Einführung in die Verfahrenstechnik die Einübung in die Handhabung der Fotografie vermittelt; in der Anleitungsliteratur sedimentierten sich gleichermaßen die epistemischen Grundlagen des anwendungsbezogenen Wissens. Zu diesen zählen die Modalitäten der Wissensvermittlung und der inhaltliche Aufbau der Publikationen ebenso wie die als Grundlage der Fotohistoriografie zu bezeichnenden einleitenden historischen Abrisse und die wissensvermittelnden Informations- und Anleitungszeichnungen. Das Studium von fotografischen Handbüchern erlaubt darüber hinaus die Veränderungen der Wissensproduktion im Laufe des 19. Jahrhunderts sowie die Ausdifferenzierung des Mediums Fotografie in vielfältige Anwendungsbereiche und damit Wissensfelder nachzuvollziehen. Zu diesen Transformationsprozessen gehört nicht zuletzt, dass sich aus chemotechnischen, ästhetische Diskurse herauszuschälen beginnen. Ziel der Veranstaltung ist es, die aus unterschiedlichen Untersuchungszusammenhängen gewonnenen Aspekte von Handbuchwissen aufeinander zu beziehen und zu diskutieren.* „Fotografie als angewandte Wissenschaft: Über die epistemische Rolle von fotografischen Handbüchern (1839-1883)“ (WO1768/1-1)