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SEAMS, STITCHES, STREAMS


SEAMS, STITCHES, STREAMS
Bild- und Medienkulturen des Textilen

Ringvorlesung im Sommersemester 2024, dienstags 17:45 bis 19:15 Uhr

Institut für Medienkultur und Theater sowie Kunsthistorisches Institut
Konzeption: Jun.-Prof. Dr. Kristina Köhler & Bianka-Isabell Scharmann, MA

Mit der Ringvorlesung möchten wir Dimensionen des Textilen in Bild-, Kunst- und Medienkulturen in den Blick nehmen. Auf metaphorischer Ebene werden Bilder zwar häufig als „Texturen“ und vielschichtige „Gewebe“ beschrieben, die in ihren Ambivalenzen „entfaltet“ werden müssen; doch wo und wie schreiben sich Textilien konkret in Bilder, ihre Medien, Zirkulations- und Ausstellungsweisen ein – mit ihren Materialien und Verarbeitungsweisen, mit sich wandelnden Ikonografien und Inszenierungsformen, als Produktions- und Konsumkontexte, mit ihren häufig vergeschlechtlichten oder (post-)kolonial geprägten Prämissen? Zu denken ist an die Darstellung von Stoffen als Kleidung, Mode oder Kostüme in Gemälden, Fotografien, Modejournalen, Filmen oder auf Social Media; aber auch an Leinwände, die bemalt werden oder auf die projiziert wird, sowie an medientechnische Einsatzformen von Textilien – etwa als Filter vor Filmkameralinsen.
Vorgestellt und diskutiert werden aktuelle Positionen aus Medienkulturwissenschaft, Kunstgeschichte, Filmwissenschaft, Theater- und Tanzwissenschaft sowie der Mode, die insbesondere ein kritisches Potenzial des Textilen herausarbeiten – als häufig randständig verhandelte Perspektive, die disziplinäre Ansätze herausfordern, unterwandern und überschreiten kann. Auf dieses kritische Potenzial sollen die drei titelgebenden Denkfiguren – Saum (seam), Stiche (stitches) und Ströme (streams) – verweisen.
Saum und Stiche stehen für Ränder und Nahtstellen, die disparate Stoffe zusammenhalten und verbinden, die ausfransen, aufplatzen, aufgetrennt und neu versäubert werden können. Im Sinne solcher Rand- und Nahtstellen interessieren uns Gegenstandsbereiche, Ansätze und Methodologien, die disziplinäre Herangehensweisen miteinander verbinden, die generische Kategorien wie „Kleidung“, „Mode“ oder „Kostüm“ hervorbringen, aber auch (durch)kreuzen, que(e)ren oder ausfransen lassen.
Über die Denkfigur der Ströme möchten wir textile Konstellationen zudem als in Bewegung denken. Streams verweisen auf digitale Datenströme und Bildübertragungen, Plattformen und portable Medienformate wie GIFs oder auch die in der Modebranche beliebten Cinematographs (Standbilder mit bewegten Details). Sie lassen sich aber auch auf globale Verwertungsströme und den Warenverkehr textiler Rohstoffe beziehen, die in ihren historischen und aktuellen Ausprägungen, in ihren (neo-)kolonialen Ordnungen sowie ökologischen Effekten kritisch zu befragen sind. Uns interessieren Stoffe in Bewegung schließlich auch als ästhetische Konfigurationen, die sich nicht (mehr) eindeutig festzurren lassen – etwa in den über den gesamten Bildraum diffundierenden Stoffbahnen des Jugendstils; in wehenden Schleiern oder flatternden Segeln früher Filme; in bewegten Texturen von Installationen oder Performances in Museen, auf Theater- und Tanzbühnen.
Die Veranstaltung richtet sich an Studierende der Kunstgeschichte und Medienkultur in den jeweiligen BA- und MA-Studienprogrammen sowie an ein interessiertes Fachpublikum.
 

PROGRAMM

09. April – Kristina Köhler & Bianka-Isabell Scharmann (Köln)
Stoffe in Bewegung versetzen: Zum Auftakt
 
16. April (online per ZOOM) – Becky Peterson (New Mexico, USA)
Cinematic/Synthetic/Aesthetic: John Waters's Polyester and 1970s Gender Politics

23. April – Aus der Praxis: Der Modedesigner Kostas Murkudis (Berlin) im Gespräch mit Bianka-Isabell Scharmann (Köln)
 
30. April – Marie-Aude Baronian (Amsterdam)
Objects in Motion: On the Textile World of Sergei Parajanov

07. Mai – Bianka-Isabell Scharmann (Amsterdam/Köln)
Gaze, Schere, Kleber: Textile Filter in der Filmproduktion
 
14. Mai (online per ZOOM) – Marni Kessler (Kansas, USA)
The Air That They Breathed: Thinking Ecocritically About Degas' Ironers
  
28. Mai – Marketa Uhlirova (London)
The Outskirts: Film at the Edges of Fashion
 
04. Juni – Ulrike Bergermann (Braunschweig)
Muster Eigentum: AI im Modedesign

11. Juni – Evelyn Echle (Pforzheim/Bern)
Fasern, Faden, Garn und Stoff: Interpretationen des Taktilen zwischen Textilkunst und Expanded Cinema

18. Juni – Maren Butte (Düsseldorf)
Vernähen und (Ent-)Falten: Choreographische Verfahren zwischen Tanz und Mode
 
02. Juli – Kristina Köhler (Köln)
Im Stoff und in der Haut: Falten in Mode, Kunst und Medientheorien
 
09. Juli – Burcu Dogramaci (München)
Bedtime Stories: Textile Performances und Multiples von Lil Picard

16. Juli – Kristina Köhler & Bianka-Isabell Scharmann (Köln)
Säumen / Ausfransen: Finishing Touches

Anmeldungen für die Zoom-Termine bitte an Emma Gebekken via E-mail richten: egebbek1SpamProtectionuni-koeln.de.