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Vortragsreiehe vom 26.11.2013 - 4.02.2014

Fotografie als angewandte Wissenschaft. Wissensformanden der frühen Fotografie

Vortragsreihe im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes Fotografie als angewandte Wissenschaft. Über die epistemische Rolle von fotografischen Handbüchern (1839-1883).

Fotografischen Handbüchern kommt heute in der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Fotografie und ihrer chemotechnischen Genese meist nur die "dienende" Rolle von Nachschlagewerken zu. Ganz anders war dies im 19. Jahrhundert, als die Traktatliteratur als das zentrale Kommunikationsmedium der unterschiedlichen fotografischen Verfahren fungierte. Die als Handbuch, Repertorium oder Katechismus bezeichneten Bücher sollten und wollten ab 1839 das neue Verfahren bewerben und die Handhabung von fotografischen Apparaten und Chemikalien lehren. Dazu mussten sie auf Wissensformationen und narrative Darstellungsmodalitäten zurückgreifen, die damit zu Formanden dieser eben erst entwickelten und - aufgrund der immer auch als defizitär erachteten Qualität der Bilder - weiter zu entwickelnden neue Bildtechnologie werden.

Zu den als Voraussetzungen und Initiatoren der Fotografie zählenden Formanden gehört die "angewandte" Wissenschaft Chemie ebenso wie die Kenntnisse und Handhabungen vermittelnden chemischen Handbücher. Neben Einführungen in die Darstellungsverfahren der Künste oder den an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert entwickelten Experimentiersystemen findet auch die Instrumentenkunde Eingang in die Anweisungsliteratur. Mehr aber noch werden die Handbücher von Aneignungs- und Übersetzungsstrategien geprägt, wie wir sie aus den zeitgleichen polytechnischen Journalen kennen. Prospektiv modellieren die fotografischen Handbücher, wenn und wie sie die Bildgebungsverfahren und die durch sie erzeugten Fotos erzählen und historisch einbetten, alle späteren Geschichten der Fotografie.

Mit diesen in so unterschiedlichen Wissensfeldern verankerten Formanden von Fotografie setzten sich die sieben Vorträge auseinander.