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Fotografie als angewandte Wissenschaft.

Über die epistemische Rolle von fotografischen Handbüchern (1839-1883).

DFG-Projekt WO 1768/1-1

Gegenstand des Forschungsvorhabens sind zwischen 1839 und 1883 vorrangig auf Deutsch publizierte fotografische Handbücher. Zunächst einmal, weil hier die Fotografie erstmalig als „Wissenschaft“ bezeichnet wird. Mittels einer vergleichenden Lektüre der immer wieder neu herausgegebenen, überarbeiteten, ergänzten und erweiterten Handbücher lässt sich nachzeichnen, wie diese Wissenschaft Fotografie artikuliert und modelliert wurde. Neben der Physik, mit deren experimentellem und angewandtem Vorgehen einer der prominentesten deutschsprachigen Handbuchautoren, Anton Martin, seine fotografischen Untersuchungen verglich, wird in dem Projekt erstmals die zentrale Rolle der Chemie für die Konstituierung der Fotografie als Wissenschaft untersucht. Einer Chemie, die nicht nur die Chemie selbst expliziert, wenn sie als Fotochemie die chemischen Wirkungen des Lichts untersucht, sondern die als epistemisches Paradigma der „angewandten Wissenschaft“ Fotografie fungiert. Jene Fotochemie bildet zusammen mit der fotografischen Chemie, die das Wissen um benötigte Chemikalien zur Anfertigung von Fotografien beinhaltet, das Fundament dieser angewandten Wissenschaft.


Wurden fotografische Handbücher in der Foto-, Kunst- und Mediengeschichte bislang einzig als Quellen fotohistorischer Forschungen zu Rate gezogen, steht eine diskursanalytische Untersuchung aus, deren Gegenstand die Repertorien der Fotografie selbst sind. Ziel des Forschungsprojektes ist es zum einen die verfahrenstechnischen Seiten der Fotografie in die medienwissenschaftliche fotohistorische Forschung zu integrieren. Zum anderen wird durch die Berücksichtigung der wissenschaftlichen Verankerungen der Lehrbücher sowohl ein erweitertes Verständnis des Mediums gewonnen als auch eine methodologisch neue Historiografie der Fotografie in Angriff genommen.

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